Wolkenstein Jänner 2013

… ja wir könnten doch mal … der Alois fährt immer dahin … das Skigebiet ist ja riesig … komm mach’ klar … doch echt, wir fahren wirklich … buch’ Alois!

Und tatsächlich und so kam es. Nach Jahren des Zweifelns und der Unentschlossenheit entstand die neue Nieverner Skigruppe Wolkenstein 2013.

 

 

Als schon der Briefkasten voller Schreiben vom TVM war, schlossen wir uns zu einer überfälligen Besprechung kurz. Jens lud im Advent Jupp, Achim, Alois und Heiko (d.Ä) zu einem Treffen ein, was als Briefing gedacht jedoch etwas ausuferte.

Das perlige Dosen-San-Miguel und der edle „Nüssli“ aus Schladming waren doch eine Spur zu lecker, um einen konzentrierten und konstruktiven Gedanken- und Informationsaustausch zu gewährleisten.

Schlussendlich konnte Jens einen T5 organisieren, der uns nach Südtirol bringen sollte.

Alois sollte mit Jürgen die Reise auf die Sonnenseite der Alpen wagen.

Mit brennender Vorfreude brannten wir darauf, über den Brenner zu brennen (mit dem modern ausgestatteten T5 und genug Marschverpflegung).

In Wolkenstein angekommen, winkte uns Alois schon entgegen und führte uns an die Hotelbar zur Begrüßung, die ungemein herzlich ausfiel.

Nach kurzem Beschnuppern der anderen Ski-Freizeit-Teilnehmer bezogen wir unsere zugegeben italienisch anmuteten Zimmer.

Beim ersten Abendessen kam uns dann in Erinnerung, dass ein richtiger Ski-Guide und ausgebildeter Ski-Lehrer, nämlich Günther, mit in der Gruppe war und mit uns den Tisch teilte.

Dies sollte sich freilich als äußerst vorteilhaft erweisen. Schnell freundeten wir uns mit Helga und Günther an, auch wenn im Spaß (d.Ä.) oder gerade weil die beiden „die Jungs“ oder  „die jungen Kerle“ mit uns (erweitert durch Sylvia und Heike (in dem Fall „die jungen Mädels“), Robert und Thomas und eine weitere Person (siehe folgend im Bericht)) in Verbindung brachte.

Am nächsten Morgen wurde es trotz starkem Adrenalinausstoß ernst: Links, rechts, orange, grün, Uhr, Kaffeemühle, Joch, Pass und zurück.

Ohne Günther wären wir im Lift- und Abfahrtenwirrwarr an den ersten Tagen verloren gegangen. Trotz intensiver Bemühungen seitens Günther verstanden wir nur Spaghetti carbonara oder Tiramisu. Günther, ein jung gebliebener Kumpeltyp, gab aber nie auf und überzeugte uns ferner zum stilistisch besseren und sicheren Skifahren.

Und nun zu den Schmankerln:

Unser Guide führte uns über die legendäre Saslong-Weltcup-Abfahrt nach Sankt Christina (oder heißt es nur St. Christina, jedenfalls Santa Christina).

In Much-Mair-Manier rauschten wir über die Ciaslat-Wiese und die Kamelbuckel. … äh Entschuldigung (d.Ä.) und in Deborah-Compagnoni-Manier natürlich Heike und Sylvia.

Es kam auch zu reizvollen Einkehrschwüngen:

Einmal bitte verzeiht wenn ich chronologisch ungenau bin (d.Ä.) kehrten wir in der von Walter heiß geliebten „Bombadino“-Hütte ein, die sehr urig und einladend war.

Apropos Bombadino und Walter:

Walter nämlich fuhr auch mit den „jungen“ – den selbsternannten in dem Fall aber wohl nur Möchte-gern-Ski-Cracks. Der Mann ist 74, in Worten vierundsiebzig. Ohne eine Spur von Müdigkeit und ohne Klagen und Murren hielt er mit der Gruppe mit.

Und noch mehr: Durch seine trockenen Sprüche und seinem geraden und ehrlichen Humor und durch seine Freude am Sport war er unser heimlicher Führer.

Walter!!! Du bist ein wahrer Bomber !!!

Helga, eine charmante ich schätze Anfang 50er (d.Ä.), hatte leider Probleme mit ihrem Knöchel. Sie konnte nicht an jedem Tag fahren. Somit rückte Heike freiwillig als Ski-Führerin für das „betreute Wohnen“ auf. Günther konnte so seine Gruppe behalten.

Vielen Dank dafür Heike eine attraktive Frau wie aus dem Lufthansaprospekt (d.Ä.)!

Mittwoch, der 23. Jänner 2013 !!!

Gibt es eigentlich eine Steigerung von Kaiserwetter und Traumskitag?

Wenn man morgens um halb fünf mal pinkeln muss, danach aus dem Fenster schaut und die Sterne funkeln sieht

Wenn man danach alle viertel Stunde auf den Wecker schauen muss

Wenn man wie ferngesteuert früh aufsteht und sich null müde fühlt

Wenn man um Punkt 07:30 Uhr das Bayrische Fernsehen oder 3-Sat einschaltet

Wenn man morgens ein Ei oder eine Portion Müsli mehr isst

Wenn plötzlich beim Anziehen, Zusammenpacken der Ski-Sachen und Zuziehen der vorher auch so unbequemen Skischuhe alles ganz leicht und roboterartig geht

Wenn d.Ä. vor sorry (d.Ä.) Geilheit drei, vier oder gar einen ganzen Würfel Dextro Energen Magnesium nacheinander lutscht

Dann ist der da: der Kaiser-zum-Helden-zeugen-Traum-Ski-Tag-deluxe-XXL !!!

Kurzum, wir fuhren zum Lagazuoi und zurück. Boom !  deep impact !

Diesen Einschlag zu verpassen drohte Achim, den schmerzhafte Druckstellen am Schienbein quälten. Auf die Zähne beißend entschloss er sich, andere Ski-Schuhe auszuleihen.

Alois wurde umgehend zum Notfall-Guide befördert und vergattert. Die beiden wollten wir an einem vereinbarten Treffpunkt wieder auflesen.

Aber nun zurück zur Tour. Wir überquerten das Grödner Joch und hielten Kurs auf Alta Badia. Wir lifteten zum Vallon, wo uns das Panorama fast erschlug.

Nach einer Genuss-Carving-Abfahrt wie auf Butter ski-schaukelten wir weiter bis es d.(m)Ä. zu bunt wurde. Ich glaube (d.Ä.) in der Nähe der Las-Vegas-Hütte gab d.Ä. das Time-out-Zeichen in Richtung Günther.

Auf die Frage was denn sei griff er wortlos in die Innentasche seiner Skijacke:

Er zog den Flachmann raus – aller höchste Eisenbahn – die Kill-Bill-Ronda war eröffnet.

Pause, abschnallen, durchatmen, inne halten, sacken lassen, den Moment genießen, die Natur erleben, das Panorama bewundern, die Weite spüren, die Berge wirken lassen, versuchen zu begreifen, das Glücksgefühl erfahren, die Sonne in dein Herz lassen.

Man muss den Endorphinen Zeit geben, sich im Körper zu verteilen, wie ein Rinderbraten in der Alufolie.

Der Bergsteiger Jean-Christophe Lafaille sagte:

Die Natur vollbringt Wunder, es liegt an mir, sie zu genießen.

Dolomiten, man ist den Bergen so nah. Man fährt buchstäblich an den Berg ran. Man fühlt sich so klein. Man begreift, dass da was Größeres ist wie der winzige Mensch. Der Berg ängstigt oder bedroht einen nicht, sondern er beschützt, er gibt Kraft und Zuversicht.

Man erahnt, warum in Tibet und anderswo die Berge heilig und den Göttern gleichgestellt sind.

Die Marmolata wurde zu unserer Annapurna, der Sella-Stock wurde unser Nanga Parbat, der allgegenwärtige Langkofel wurde unser Kailash !!!

Mit angenehmem Williamsaroma (wahlweise mit Snickersgeschmack (Sylvia und Robert)) im Rachen feuerten wir nach Armentarola.

Dort stellten wir uns zum Transfer per Taxi mit Destination Lagazuoi an. Der Taxi-Einteiler zählte bis „otto“, im Taxi saßen aber „diece“. Häh?? Ganz einfach: Alois und der tapfer kämpfende Achim hatten uns gefunden und sich in das von einem stolzen Venezier gelenkte Gefährt gequetscht.

Äußerst gut gelaunt genossen wir die Fahrt über den Passo Valporola durch eine schier unwirklich schöne Landschaft bis zum Fuß der Großgondelbahn des vor uns auftürmenden Lagazuoi. Was ein Brett !!!

Unglaublich, dass im diesem Paradies vor knapp hundert Jahren sich alles um töten oder getötet werden drehte. Die Scharten und Höhlen aus dem 1. Weltkrieg waren direkt vor uns.

Am Gipfel angekommen erlebten wir einen Blick, den man nicht in Worte fassen kann.

Mann muss halt da gewesen sein. In diesen Momenten denken wir begeisterten Wintersportler an die dummen Menschen, die sagen: Winterurlaub ist doch sch… !

Kleiner Tipp v.Ä.: Lasst sie in dem Glauben. Sagt einfach: „Ja, es war recht schön in Wolkenstein, war ganz gut.“

Umso mehr Platz haben wir auf der Piste.

Leute, die ans Meer fahren, lesen diesen Bericht nicht hoffe ich (d.Ä.).

Jetzt hatten wir aber einen großen Hunger und einen Durst wie eine Kuhherde im Hochsommer.

Wir fuhren ab zur Scotoni-Hütte, die ein Gemeintipp wäre, hätten wir nicht Günther dabei ärgerlich, ne Quatsch (d.Ä).

Das Haus bot alles, was kulinarische Freaks mit der Zunge schnalzen lässt. Vom Feinsten!

Nach der vorzüglichen Jausen und ausreichend Bier und Wein kredenzte uns Günther vor der Hütte und wie bestellt im Sonnenschein einen ausgezeichneten Grappa der Marke High-End-Produkt.

Somit wurde dieser Tag endgültig als unvergesslich geweiht.

Lieber Günther, danke für diese noble und ich finde nicht übertrieben (d.Ä.) eucharistische Geste.

Doch die Messe war noch nicht gelesen, wir hatten noch eine Menge Pistenkilometer auf der Uhr.

Wir nahmen viel Schwung, um an den Pferdegespannen vorbei zu skaten, damit wir in San Cassiano auf dem grünen Sella-Ronda-Gleis wieder einsteigen konnten. Ab jetzt ging es auf dem umgekehrten Weg mit einem beeindruckenden Blick auf Mittags-Tal übers Grödner Joch zurück zu unserem Hausberg, dem Langkofel, der uns zu unserem super Ski-Tag gratulieren schien und quasi mit uns abklatschte.

Am Abend musste Achim gesundgepflegt werden. Helga kümmerte sich fürsorglich um ihn.

Salbe und Spezialpflaster halfen ungemein, so dass er am nächsten Tag wieder wie neu war.

Vielen Dank Helga. Helgas natürlich auch Hildruds mein Freund Achim (d.Ä.) sind die besten Mamas!

Am Donnerstag nahmen wir den Col Raiser in Angriff. Das hatte was von schäl Sick wie der Kölner sagt. Achim war wieder so gut drauf, dass er ein Tänzchen mit Heike jedoch mit Skiern wagte; die hatts zerrissen.

Höhepunkt des Tages war die lange Abfahrt ins Annatal.

Mirco hatte am Abend zur Weinprobe geladen. Der smarte Sommelier (drei Damen im Nebenraum zwinkerten ihn um die Wette entgegen) ließ uns sechs Weine aus Norditalien probieren also vorneweg, mir hat die Nummer 5 am besten geschmeckt (d.Ä.).

Er öffnete uns auch die Augen, wie viel Arbeit dahinter steckt bis ein guter Wein in der Flasche ist. Interessante Einblicke bezüglich Weinanbau und Ausbau, sowie Lagerung und Reifung wurden uns wissenschaftlich vermittelt. Ganz nebenbei gab es leckeren Käse und Schinken aus der Region.

Mirco erklärte uns die Gründe für Dekantieren und Karaffieren und gab uns Tipps für die richtige Glasauswahl. Wir wurden mit Informationen überhäuft, hoffentlich bleibt einiges hängen.

Freitag: Die Karten wurden neu gemischt, weil Günther seinen freien Tag hatte und Helga nach Alta Badia entführen und verzaubern wollte.

Die Nieverner beschlossen, eine eigene Gruppe aufzumachen und entschieden die Sella-Ronda zu fahren und zwar im klassischen orange. Nach dem Motto, wenn wir mal gefragt würden, ob wir denn auch mal die Sella-Ronda gefahren wären, es mit ja beantworten könnten.

Bei abermals Kaiserwetter orangeten wir wie getrieben über das Grödner Joch, über Corvara, über den Passo Campolongo, nach Arabba, wo wir ja durch das ganze, lange, ewig weite Dorf marschieren mussten. Nein im Ernst, wir mussten nur ca. 30m die Ski buckeln.

Weiter über den Passo Pordoi, runter ins Fassa-Tal und wieder hoch zum Sella-Joch. Wir waren fast rund und es war gerade mal 12:00 Uhr.

Wir machten Mittag auf der Rinder-Hütte, wo es lecker Pizza gab. Der Pizzabäcker inspirierte uns, eben diesen auf Piz Seteur (Lieblingshütte von Thomas)zu tanzen.

Vorher nahmen wir aber ein ausgiebiges Sonnenbad auf der Terrasse mit herrlichem Ausblick auf das Fassa-Tal, was d.(n)Ä. einen Tag vor Karneval bereits narrisch machte.

Nun noch ein eigentlich alberner und schräger mir aber wichtiger (d.Ä.) Exkurs:

Nieverner Dialekt:

Ihr habt se net all! – wie willste dattann mache? – Ihr seid doch Hasehirne! – Ich fahre doch nit Kinnerlift! – Mach doch watte willst dau Idiot! – Machich uch!

Erklärung:

Es ist fast schon Tradition und gehört zum guten Ton Nieverner Ski-Gruppen, egal in welcher Besetzung, meist am letzten Ski-Tag, gerne sich zu streiten, zu diskutieren, in Frage zu stellen, Meinungen aufeinander prallen, Standpunkte verteidigt werden, manchmal auch Wetten abgeschossen werden, sich aufgehetzt und sich auch beleidigt wird.

Dies sind jetzt noch keine Lagerkoller, sondern eher noch harmlose verbale Hahnenkämpfe.

In diesem Fall ging es um die Frage, wie und mit welchem Lift man die Hütte beim Toni erreichen könnte, welchen Lift man nehmen kann oder muss und wann spätestens diese genommen werden sollten und wie weit man dann bis wo durchziehen könnte, ob bis zum Hotel oder nur zur Bushaltestelle und so weiter und hin und her und auf und nieder.

Bemerkenswert rasch, kam dann die Einsicht, dass eindeutig und einstimmig Jupp in allen Punkten recht hatte, alle Asse im Ärmel hatte, die volle Checkung hatte, uns wie kleine, dumme und freche Jungs aussehen ließ und eine lücken- und fehlerlose Argumentationskette vorwies.

Diese geistige Überlegenheit reflektierten übrigens Ende Exkurs (d.Ä) wir äußerst versöhnlich bei Genuss diverser Veneziani eben beim Toni.

Aller Abschied ist schwer. Deshalb in aller Kürze:

Prisca, die liebenswerte Chefin des Hotels, stellte nach dem Abendessen ihr Team im Halbkreis auf.

Wir bedankten uns für die gastfreundliche Betreuung und Bewirtung. Jeder Ski-Freizeit-Teilnehmer fühlte sich im Hotel Des Alpes wie zu Hause.

Prisca! Behalte die Sonne in deinem Herzen. Vi vogliamo bene !

Nun ging es ans Kofferpacken und Autobeladen, was etwas schwerer fiel, da wir eine ganze Menge Schinken, Käse und Wein einladen mussten.

Wir wünschten uns alles Gute und Ski-Heil für die nächsten Urlaube und verabredeten uns, zur Mittagszeit in Randersacker Nähe der Autobahn im Gasthaus zum Bären kein Geheimtipp, mein Papa kennt das Haus auch … ätsch (d.Ä.) zu rasten.

Weil Jürgen auf der Heimfahrt so brav war, verdiente er sich noch einen Ausflug durch den herrlich verschneiten Taunus getreu dem Motto meines Papas (d.Ä.):

Ob Ost oder West, daheim is de Best !!!

 

Fine e molte grazie

De Äise

 

P.S. :

D.Ä. ist seit heute, Samstag den 02.02.2013 stolzer Besitzer von neuen Ski-Schuhen der Marke Nordica: in strahlend rot, Härtegrad 130er Flex, sportlich, schmal, eng anliegend, die Kraft auf den Ski optimal übertragend.

Die alten, rund gelaufenen, weich genudelten aber stets treuen Ski-Schuhe stinken mit aller Würde und stolz ihrer geleisteten Kilometer im Ski-Keller im Hotel Des Alpes, Meisules Str. 157, I-37048 Wolkenstein, Bezirk Bozen im Grödner Tal, in den Dolomiten, in Südtirol, in Italien - der linke Schuh mit einem fiktiven Pfeil in orange, der rechte einen in grün - bis Saisonende vor sich dahin scusa Prisca (d.Ä.).

Wolkenstein 2013

Wolkenstein 2013

Wolkenstein 2013